Dorfgeschichte im 20. Jahrhundert
Der Brauereibesitzer August Schubert aus Obersiemau bei Coburg erwarb nach Ablauf seiner Landtagsperiode 1901 das Schloßgut Herrnried und betrieb dort Landwirtschaft. Weiterhin war er als Urheber und Mitbegründer ausschlaggebend, dass um 1910 in Herrnried die erste Wasserleitung verlegt werden konnte. Nach Verkauf des Gutes im Jahre 1915 siedelte er nach Pasing bei München über.
Postkarten von Herrnried um 1915.
Im 1. Weltkrieg wurden auch Herrnrieder Männer zur Waffe gerufen, wobei auch einige ihr Leben lassen mussten. Die Namen derjenigen sind am Kriegerdenkmal bei der Kirche festgehalten.
1919 erwarb Hauptmann a. D. Jakob Völkl das Schloss Herrnried, in dessen Besitz es bis 1958 blieb. Danach ging der Besitz an Rudolf von Poten über bis 1967.
Einzug hielt der elektrische Strom 1926/27 in Herrnried, wobei aber noch viele aus Kostengründen darauf verzichteten, sich anschließen zu lassen. Es dauerte noch Jahre bis in jedem Haushalt das Licht anging.
Bürgermeister in Herrnried während des 1. Weltkriegs war Xaver Wittmann. 1925 wurde Michael Riepl sein Nachfolger, der bis zum Ende des 2. Weltkrieges das Amt inne hatte.
Den 100jährigen Bier-Liefervertrag (durch die Brauerei Ferstl Willenhofen) konnte 1928 die Gastwirtschaft Wittmann feiern. Josef Kuglmeier hielt aus diesem Anlass in einem großen Maßkrug die Festansprache. Das Wirtshaus war nach dem Schloss das 1. Wohnhaus einer Herrnrieder Familie. In der jetzigen Form wurde es 1948 gebaut und bis 1963 von der Familie Wittmann betrieben. Danach durchlebte das Gasthaus einen bunten Wechsel an Pächtern bis es 1980 von der Fam. Stilla und Werner Seidl übernommen wurde. Im Jahr 2003 wurde die Gastwirtschaft geschlossen und 2004 an Familie Proske verkauft.
1 kg Brot kostete 1931 0,38 Reichsmark, ein Liter Bier 0,89 RM, 250 g Butter 0,78 RM.
Der Stundenlohn war damals 0,94 RM.
Während des 2. Weltkrieges waren polnische Gefangene im Schloss zum Arbeitsdienst untergebracht.
Im Gasthaus Wittmann (heute Proske) waren französische Kriegsgefangene eingesperrt, welche bei den Bauern im Ort arbeiten mussten. Bewacht wurden Sie von einem Soldaten der Wehrmacht, dreien ist es gelungen sich aus dem Haus abzuseilen und für immer in Ihre Heimat zu verschwinden.
Im Frühjahr 1945 wurde Herrnried von feindlichen Tieffliegern beschossen. Einschusslöcher waren danach unter anderem am Schloss und beim Geingfeind (dieses Haus stand früher etwa in Höhe auf der anderen Seite des heutigen Bushäuschens). Am 23./24. 1945 April rückten vormittags die Amerikaner in Herrnried ein. Etliche Familien mussten teilweise ihre Häuser räumen in denen sich die Amerikaner dann einquartierten und ein paar Tage Station machten. Sie sammelten alle auffindbaren Gewehre und Pistolen ein. Diese wurden dann durch Mithilfe eines Panzers zerdrückt. Ein Bauer versteckte sein Gewehr um es zu behalten, er wurde allerdings von einem Kriegsgefangenen verraten, worauf ihn die Amerikaner festnahmen und mit Erschießung drohten. Durch Intervention des damaligen Bürgermeisters Michael Riepl konnte dies allerdings verhindert werden. Am Tag des Einmarsches der Amerikaner befanden sich noch 7 Wehrmachtssoldaten beim Heß in Engelhöfe. Auf Vorschlag von Paul Heß legten diese die Waffen nieder und ergaben sich nachmittags des gleichen Tages den Amerikanern. Paul Heß ging mit weißer Fahne voran – in Richtung B8 – ihm folgten die 7 Wehrmachtssoldaten. Durch die ständigen Truppenbewegungen auf der B8 wurden die Amerikaner bald auf diese aufmerksam und wurden in Gefangenschaft genommen.
Auch junge Männer aus Herrnried wurden zur Wehrmacht eingezogen und verloren für „Volk und Vaterland“ in einem sinnlosen Krieg ihr Leben. Ihre Namen sind eingemeißelt am Kriegerdenkmal und für die Jungen Mahnmal, für Frieden und Freiheit einzutreten, auf das sich die „Geschichte“ auf diese Weise nicht wiederholen möge. Einer der letzten die 1949 aus russischer Gefangenschaft heimkehrten war Martin Mittermeier sen. Er wurde wie viele andere 9 Jahre durch den „Führer“ seiner Jugend beraubt. 1946 wurde Michael Eichhammer zum Bürgermeister gewählt. In seiner Amtszeit wurde 1959 die Flurbereinigung abgeschlossen und 1964 der neue Friedhof eingeweiht.
In den 40er und 50er Jahren war die Landwirtschaft noch von viel Handarbeit geprägt. Es gab kaum Maschinen. Zum Dreschen wurden Genossenschaften gegründet mit Dampfdreschmaschinen. Das Gras wurde mit der Sense gemäht und das Getreide mit dem Wachler. Diese Arbeitsgeräte wurden abgelöst vom Ableger und später vom Mähbinder. Transportiert wurde mit dem Holzwagen mit eisernen Rädern und Heuleiter oder dem Kastenwagen. Eingespannt wurden meistens Kühe. Die größeren Bauern hatten Ochsen und Arbeitspferde.
Der letzte der im Juat-Haisl (gebaut 1913) wohnte war Neger Peter sen. Er trieb noch die Kühe zur gemeindeeigenen Trift im Schossee.
Der erste Bulldog im Schloss war ein Lanz. Ab hier begann auch in Herrnried das Zeitalter der motorisierten Fortbewegung. 1954 bekam Michael Ferstl als erster Landwirt seinen Lanz.
Mit dem ersten Motorrad 1950 einem 125er Fox fuhr Hiereth Erich sen. Das erste Auto von den Schlossbesitzern abgesehen, besaß ebenfalls Hiereth Erich sen., einem schwarzen Goggo mit dem er ab 1962 zeitweise mit bis zu 7 Insassen herumfuhr.
Eingekauft wurde in dieser Zeit noch in Herrnried beim Waffler (um 1950-1973) und beim Schmaußer (Hausname: Kaspern). Bei Fam. Schmaußer (1956-1970) war das ein Luxus wenn man sich als kleiner Bub für 10 Pfennig Eiskonfekt kaufen konnte. Die wurden noch einzeln abgezählt und in Papierrougeln verpackt.
Ein großes Ereignis in Herrnried war am 19. August 1962 die Primiz von Pater Arnold Schmid. Leider ist er viel zu früh im Alter von 34 Jahren 1970 verstorben.
Größer war die Zahl der jungen Mädchen die ins Kloster gingen. Ab dem Jahr 1900 gerechnet waren es 15 Schwestern, 7 gingen in die Mission nach Amerika. Auch gab es noch 2 Frater Lindner (Brock) und Frank (Schmid).
Um 1964 wurde das (jetzt) alte Feuerwehrhaus mit Viehwaage gebaut, damit hatte das alte Holz-Feuerwehrhaus ausgedient (Standort war bei den Garagen vom Pöppl Martin).
Nach dem Tod von Michael Eichhammer 1965 wurde Franz Dirigl Bürgermeister, auf dessen Veranlassung 1966 die Dorfstraßen geteert wurden, mit tatkräftiger Unterstützung vom damaligen Landrat von Parsberg Lindhuber.
1967 erwarb Johann Federl sen. das Schloss und die Hofstelle, welche heute von seinem Sohn Josef und dessen Frau Sonja bewirtschaftet. Das Schloss wurde 1972 an Willi und Gisela Klühe verkauft. 2008 und 2009 ließ der Schlossbesitzer mit dem Amt für Landesdenkmalpflege, das Dach des Schlosses komplett renovieren.
Nach dem Rücktritt von Franz Dirigl 1967, folgte Bauer Josef, als letzter amtierender Bürgermeister bis 1972 (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Bürgermeister der Stadt Parsberg).
In diesem Jahr wurde Herrnried aufgrund der Gebietsreform zur Stadt Parsberg eingemeindet. Der Beitritt damals erfolgte freiwillig, wodurch für unseren Ort ein vorteilhafter Eingemeindungsvertrag abgeschlossen wurde.
Dem letzten Gemeinderat gehörten an: Pöppl Georg, Hess Johann sen. Pröll Josef Schmid Georg, Paulus Josef und Graf Michael. Gemeindediener war Mittermeier Martin sen., der noch mit der Gemeindeglocke durch das Dorf ging um amtliche Bekanntmachungen zu verkünden. Nach der Eingemeindung vertrat Josef Bauer als Ortssprecher Herrnried im Stadtrat, ihm folgte Josef Federl, der als gewählter Vertreter nachrückte.
Das Gasthaus Selch konnte 1993 den 130-jährigen Bierliefervertrag mit der Brauerei Wiendl in Beratzhausen begehen. Das Ehepaar Selch Maria und Sebastian betrieben bis zu Ihrem Rentenalter den Gasthof und bewirtschafteten nebenbei noch die Landwirtschaft. Maria Neugebauer übernahm mit Ihrem Mann Walter den Betrieb. Im Jahr 2002 baute Fam. Neugebauer die Gastwirtschaft um und erweiterte Sie um einen großen Saal in dem auch größere Feiern abgehalten werden können. Somit ist gewährleistet dass auch in Herrnried Hochzeiten und größere Versammlungen abgehalten werden können.
Mittlerweile ist es Familie Neugebauer auch gelungen aus Rundfunk und Fernsehen bekannte Gruppen und Persönlichkeiten zu einem Gastspiel einzuladen.
Mit dem Tod vom Weberwirt Lang Hans 1998 endet die Geschichte vom Gasthaus Lang. Eröffnung der Gastwirtschaft um 1928 mit Gansbräu Bier. Als Original ist noch die Weber-Wirtin zu nennen, die noch mit 90 Jahren den Bauernstand singen konnte und begeistert das Kartenspiel Schafkopfen mit Ihren Gästen spielte.
Seit 1984 vertrat Burger Johann als Stadtrat, Herrnried in Parsberg und wurde 1996 als dritter Bürgermeister bestimmt. Unter seiner Regie wurde die Kirche renoviert und mit der Dorferneuerung begonnen.
Dorfgeschichte im 21. Jahrhundert
Die bereits 1999 begonnen Arbeiten am Abwasserkanal wurden mit teilweise neuen Teerdecken der Straßen im Jahr 2000 fertig gestellt.
Die Gestaltung des Dorfplatzes bei der Kirche und des Schulbushäuschens wurde vom „Arbeitskreis Dorfplatz“ mit geplant und konnte 2001 fertig gestellt werden.
Im Jahr 2003 wurde auch mit den Arbeiten am Dorfweiher begonnen, diese wurden vom Arbeitskreis Dorfweiher mitgestaltet. Nach der Gründung einer Trägergruppe wurde eine Fragebogenaktion im Dorf durchgeführt um die Entwicklung und Bedürfnisse der Zukunft für Herrnried zu ermitteln. Die Präsentation der Ergebnisse aus der Fragebogenaktion wurden in einem Dorfabend am 16. November 2001 durch die Trägergruppe dargestellt.
Der Dorfabend unterstrich deutlich das Motto der Aktion: – Herrnied, lebenswert auch in Zukunft –
Im Jahr 2003 konnte nach viel Eigenleistung der neue Kinderspielplatz neben dem neuen Feuerwehrhaus fertig gestellt werden.
2005 wurde als nächstes die Kreuzung vor der Gastwirtschaft Neugebauer in Angriff genommen, durch den Abriss des Hauses, früher Ferstl (Hausname Kühman) wird die enge Straße für Fußgänger und den Verkehr übersichtlicher und damit sicherer. Als nächste Maßnahme wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Breitenbrunn und dem Ort Willenhofen der Radweg von Willenhofen bis Hamberg in Angriff genommen.
Seit 2005 gibt es in Herrnried auch einen kleinen Weihnachtsmarkt. Herrnrieder Vereine und Einzelpersonen haben sich zusammengetan und das Ganze organisiert. Im Anwesen bei Familie Hess werden seither immer verschiedene Stände aufgebaut und eine adventliche Stimmung geboten.
2008 trat Stadtrat Burger nicht mehr zur Wiederwahl an. Da bei der Kommunalwahl Herrnried kein Kandidat, die Mehrheit der Stimmen als Stadtrat bekam, musste in einer Bürgerversammlung ein Ortssprecher gewählt werden. Die Stimmenmehrheit bekam Frau Gertraud Sammüller, die ab Juni 2008 die Herrnrieder Interessen im Stadtrat vertritt.
Viele Dächer im Dorf wurden mittlerweile mit Photovoltaikanlagen bestückt. So trägt unser Dorf auch dazu bei, dass umweltfreundlicher Strom ins Netz eingespeist wird.
Im Jahr 2010 billigten das Amt für ländliche Entwicklung und die Stadt Parsberg, (mit Beteiligung der Jagdgenossenschaft) die Teerung von 3 abschüssigen Schotterwegen.
Auch dass Computerzeitalter ist an unserem Dorf nicht vorbeigegangen und so konnte im Dezember 2010 auch Herrnried durch Anschluss ans schnelle DSL profitieren.
Im März 2011 ging die „Herrnrieder Homepage“ online.